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Wie nachhaltig ist die Versandbranche?

26.4.2023, 08:59

Der täglich wachsende Andrang im E-Commerce stellt einen der wichtigsten Wirtschaftszweige, die Versandbranche, immer wieder vor große Herausforderungen. Um den stetig steigenden Umweltbelastungen entgegenzuwirken, müssen Unternehmen in der Versandbranche sich zunehmend mit Themen wie CO-Kompensation, E-Mobilität, grünen Lieferketten und anderen innovativen Möglichkeiten auseinandersetzen, um ein sowohl effizientes als auch nachhaltiges Wirtschaften zu garantieren. Nur eine zielstrebige Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen und ein bewusster Umgang mit Ressourcen kann der Versandbranche dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und ihren CO-Fußabdruck zu minimieren.

Doch welche Bemühungen stellen Versanddienstleister wie DHL, Hermes, Packeta und Liefergrün im Hinblick auf die stetig wachsenden Forderungen der Nachhaltigkeit und die sich konstant ändernden Regularien zum Schutz der Umwelt an? In welcher Hinsicht können Versanddienstleister zu einer Reduzierung der CO-Emissionen und einer nachhaltigeren Wirtschaft im Transport der unzähligen Pakete beitragen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Versanddienstleister und ihre individuellen Herangehensweisen und Ziele, um den Transport unter Gegebenheiten der Wirtschaftlichkeit, nachhaltiger zu gestalten. Bitte beachtet, dass es uns nicht möglich ist, alle individuellen Methoden aufzulisten, welche durch die Unternehmen zur Förderung der Nachhaltigkeit eingesetzt werden, da diese Auflistung zu umfangreich wäre. Weitere Informationen zu den Projekten und individuellen Plänen des jeweiligen Versanddienstleisters findet ihr auf den entsprechenden Webseiten der Unternehmen.

Die verschiedenen Versanddienstleister im Überblick

DHL

DHL hat bereits in der Vergangenheit klare Ziele definiert, welche das Unternehmen in Anbetracht der Nachhaltigkeit verfolgt. Durch eine geplante Investition in Höhe von 7 Milliarden Euro in den kommenden Jahren setzt das Unternehmen sich aktiv für die Reduzierung der CO-Emissionen ein, um dem Ziel bis 2050 einen klimaneutralen Logistikprozess zu gewährleisten, näherzukommen. Diese Mittel werden insbesondere für den Ausbau emissionsfreier Fahrzeuge sowie für alternative Kraftstoffe im Luftverkehr aufgewendet.

Auf längeren Strecken, besonders in Bezug auf Luft- und Fernverkehr, liegt das Ziel des Unternehmens in der Förderung nachhaltiger Kraftstoffe, welche aus erneuerbaren Energien hergestellt werden. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der verwendeten alternativen Kraftstoffe im Luft- und Fernverkehr auf mindestens 30% steigen. In Bezug auf die letzte Meile fällt der Fokus maßgeblich auf den Einsatz erneuerbarer Energien, wie zum Beispiel die Verwendung von Elektrofahrzeugen sowie alternativen Kraftstoffen. DHL setzt inzwischen bei der Zustellung auf kurzer Distanz und der letzten Meile ihrer Pakete bereits auf über 15.000 Elektrofahrzeuge. Diese Zahl soll jedoch bis 2030 auf 80.000 verwendete Elektrofahrzeuge in ihrer Flotte ansteigen, dies entspricht 60% der weltweit von DHL genutzten Lieferfahrzeugen.

Neben der Nutzung von Elektrofahrzeugen und alternativen Treibstoffen setzt DHL auch auf die Nutzung von Fahr- und Lastenrädern, um die Zustellung der Pakete in gewissen Bereichen noch umweltfreundlicher zu gestalten. Darüber hinaus ist das Unternehmen sehr darauf fokussiert, bereits bestehende Routenplanungen und Logistikprozesse zu optimieren, um den CO Ausstoß auf ein mögliches Minimum zu reduzieren.

Um ihren Kund:innen und Partner:innen bei Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen, bietet DHL eine Möglichkeit der Kompensation durch „GoGreen“ an. Hierbei kann CO -neutral versendet und somit ein Beitrag zur Reduzierung der Treibhausemissionen
geleistet werden.

Hermes

Hermes zeigt in Anbetracht der Förderung ihrer Nachhaltigkeit ebenso große Bemühungen, um bis 2040 den Status eines klimaneutralen Unternehmens zu erlangen. Um dieses Vorhaben umzusetzen, setzt Hermes überwiegend auf den Einsatz alternativer Antriebstechnologien sowie auf etwaige Optimierungen der Transport- und Zustellprozesse. Durch die Nutzung intelligenter Routenplanungen in Verbindung mit dem Einsatz von emissionsfreien Zustellfahrzeugen, wie Elektrofahrzeugen und Lastenrädern, hat Hermes sich das Ziel gesetzt, bis 2025 den CO Ausstoß gegenüber dem Basisjahr 2019 um 50% Prozent zu verringern. Ebenso soll bis 2025 eine emissionsfreie Zustellung auf der letzten Meile in Innenstädten gewährleistet werden. Diese zeigt sich bereits heute in einigen Großstädten wie Hamburg, Dresden und Mainz als äußerst funktional. 

Dieses Vorhaben soll durch die Erweiterung, der aktuell aus rund 1.800 Elektrofahrzeugen bestehenden Flotte sowie durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur, weiter gefördert werden. Neben der Verwendung von erneuerbaren Energien beim Paketversand, setzt Hermes auch in ihren Logistikzentren, durch die Verwendung von Solarpaneelen, auf die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien.

Hermes setzt sich unter anderem auch für eine nachhaltige Beschaffung ein und arbeitet eng mit seinen Lieferanten zusammen, um die Nachhaltigkeitsstandards entlang der Lieferkette zu verbessern.

Packeta

Als Packeta engagieren wir uns aktiv für eine nachhaltige Logistikbranche mit minimierten Umweltauswirkungen. Wir setzen dabei auf alternative Energiequellen wie Wasserstoff und Strom aus Photovoltaikanlagen, sowie auf die Nutzung alternativer Kraftstoffe bei der Zustellung unserer Pakete.

Für uns stellen die mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeuge eine bedeutende Möglichkeit dar, um einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Logistik zu leisten. Insbesondere im Bereich der Paketzustellung sehen wir großes Potenzial für Wasserstoffmobilität, um den CO -Fußabdruck erheblich zu reduzieren. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Mitglied bei der HYTEP Czech Hydrogen Technology Plattform zu werden, um an wichtigen Projekten zur Förderung der Nachhaltigkeit teilzunehmen.

Da die Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen jedoch noch Zeit in Anspruch nimmt, setzen wir bereits jetzt auf Elektrofahrzeuge, um unseren Transport und unsere Paketzustellung so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.

Obwohl Elektrofahrzeuge viele Vorteile bieten, ist ihre begrenzte Reichweite oft ein Nachteil. Wir bei Packeta suchen stets nach Lösungen für Probleme und haben deshalb begonnen, Ladestationen in unseren Depots zu installieren, die sowohl für unsere Flotte als auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Wir möchten damit einen Beitrag zur lokalen Infrastruktur
leisten und die Nutzung alternativer Energiequellen fördern.

Neben den genannten Maßnahmen zur Reduzierung unseres CO -Fußabdrucks haben wir durch die Errichtung verschiedener Pick-up Points eine weitere Möglichkeit gefunden, Emissionen zu sparen. Durch das Sammeln und Abholen vieler Pakete an einem Punkt können wir die Anzahl der Fahrten reduzieren und somit die Emissionen verringern. Des Weiteren ist noch erwähnenswert, dass unsere selbst entwickelten Locker [Z-BOXen] mit Solarenergie betrieben werden.

Liefergrün

Liefergrün ist ein führender Anbieter nachhaltiger Lieferungen in Deutschland und Österreich. 2020 gegründet, wird Liefergrün von Niklas Tauch und Nils Fischer geführt und macht die Paketlogistik emissionsfrei und kundenfreundlich. Dafür setzt das in Berlin ansässige Unternehmen auf Lieferungen mit 100 % elektrischen Fahrzeugen. Liefergrün ist bereits für große Marken wie H&M, dyson und adidas im Einsatz. Die Vision ist klar: Liefergrün soll in jedem Online-Shop die nachhaltige Versandoption werden.

Doch woher stammt die Motivation für den Start eines solchen Unternehmens? Wie essenziell ist eine nachhaltige Versandstrategie wirklich? Folgend finden sich drei wichtige Fragen in Bezug auf Liefergrün und die Nachhaltigkeit der Logistik, welche durch Niklas Tauch, Gründer und CEO der Liefergrün GmbH, beantwortet wurden. 

Woher kam die Motivation, einen grünen Paketdienst zu starten?

„Die Idee zu Liefergrün basiert auf der Vision, Shopping mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Konkret fing alles aber mit einer anderen Idee an – zunächst baute ich mit Partnern einen Onlineshop für nachhaltige Lebensmittel auf. Da merkten wir schnell, dass die etablierten Versanddienstleister keine wirklich nachhaltigen Versandmethoden anbieten können. So fanden wir eine eigene Lösung – ein eigener kleiner klimafreundlichen Lieferdienst: Liefergrün.
Die Lebensmittel verkauften sich nicht halb so gut wie die Lieferung: Schnell fragten uns anderen Unternehmen an, ob wir nicht auch für sie nachhaltiger ausliefern könnten. Sogar Apple klopfte bei uns an! Da wussten wir: Mit dieser Idee liegen wir richtig, wir sollten sie weiter ausbauen und uns komplett auf die nachhaltige Lieferung fokussieren.“

Wieso ist eine nachhaltige Versandstrategie für Paketdienste essenziell?

„70 % aller Emissionen der Paketlogistik entstehen auf der letzten Meile. Wir müssen dringend die Lärmbelästigung und CO -Emissionen in unseren Innenstädten reduzieren. Zusätzlich ist die Lieferung mittlerweile zu dem entscheidenden Differenzierungsmerkmal im E-Commerce geworden und Händlern wie H&M ist dies bewusst. Die Lieferung hat einen enormen Einfluss auf das gesamte Einkaufserlebnis – die Post-Purchase-Experience ist heutzutage Teil des Produktes. Nur wer das erkennt, kann langfristig die Kundenzufriedenheit und somit vor allem die Kundenbindung steigern. Mit Liefergrün bieten wir genau das: eine nachhaltige Alternative, die die Zufriedenheit und Anforderungen der Konsument:innen in den Fokus stellt. So bauen wir die Paketzustellung der Zukunft.“

Wie können sich Unternehmen aus dem E-Commerce informieren, wie grün ein Paketdienst tatsächlich ist?

„Slogans, Farben, Vorsätze, Zertifikate – all das kann sehr verwirrend sein. Bei Liefergrün ist unser Mantra: Vermeiden kommt vor Kompensieren. Denn CO -Vermeidung ist wichtiger und effektiver als CO-Kompensation. Die Klimagase, die durch die Paketzustellung mit Verbrennern in die Atmosphäre gelangen, sind schädlich, solange man sie entstehen lässt. Deshalb stellen wir ausschließlich mit elektrifizierten Fahrzeugen zu. Natürlich ist das Kompensieren eine sehr gute Möglichkeit, nachhaltiger zu handeln – es sollte in deiner Nachhaltigkeitsstrategie jedoch als letzter Schritt, nach der Reduktion und Vermeidung, kommen. Je transparenter ein Unternehmen im Umgang mit entstandenen Emissionen ist, desto besser. Ein Blick auf die Zustellart, Emissionen pro Paket und die Lieferketten hilft hier.“

Fazit

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt tagtäglich zunehmend an Bedeutung, immer mehr Unternehmen setzten sich Ziele, um ihre Prozesse unter gleichbleibender Effizienz nachhaltiger zu gestalten. DHL, Hermes, Packeta und Liefergrün sind hierbei wichtige Vorreiter, welche bereits eine Vielzahl an Maßnahmen in ihre Prozesse implementiert haben, um die CO -Emissionen der Logistik durcherneuerbare Energien und andere innovative Lösungen, zu reduzieren und somit nachhaltiger zu gestalten. Durch diese und weitere Bemühungen anderer in der Logistikbranche beteiligten Unternehmen und eine konstante Entwicklung der Technologien und Prozesse, ist es möglich, die Umweltbelastung erheblich zu reduzieren. Letztendlich kann aber auch jeder Konsument durch ein gesundes Konsumverhalten, sowie die Wahl eines nachhaltigen Versanddienstleisters dazu beitragen, die Nachhaltigkeit der Logistikbranche zu fördern.


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